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Leerraum

Erkundungen im und mit dem „Leerraum“

Unverkennbar zunächst: in der Gegenwartskunst existieren sehr verschiedenartige Herangehensweisen, um diesen „geringfügigen“ Bildaspekt sinnlich habhaft zu gestalten. Reduktion auf der einen, Minimalismus auf der anderen Seite, also Entleeren und Erscheinen, markieren die Pole, innerhalb derer die Leere zur Entfaltung kommt. Mit gut 20 künstlerischen Positionen umkreist die von Maler und Kurator Michael Kruscha initiierte Ausstellung im Hoyerswerdaer „Kunstraum Braugasse“ das ungewöhnliche Themenfeld. Wobei selbstredend kaum Motiv und Gegenstand im Zentrum der künstlerischen Forschungen stehen, sondern das Hervortreten von reiner Fläche, von stark verminderter Zeichenhaftigkeit, von zurückgenommener Struktur und Faktur. So lassen das Wenige, Spurhafte, die Andeutung oder das Entschwindende, die Randerscheinung sich als Elemente dingfestmachen, die dem Bildraum erst diese Dimension, die nicht selten kontemplativen Charakter aufweist, erschließen. In der Kunstgeschichte können desöfteren Phänomene beobachtet werden, die dem „horror vacui“ folgen, also der Angst vor der leeren Fläche (wie im Barock), so offenbart sich im Gegenzug, gerade in der Moderne und deren Nachfolge, auch als Resultat der Abstraktion, besonders in der Malerei, das „amor pleni“, der Hang zur freien Fläche. Ein spannender Moment dürfte dabei die Begegnung zwischen den speziellen künstlerischen Bilderkundungen und der realen Umbruchslandschaft in der Lausitz um Hoyerswerda sein. Denn die nachindustrielle Abgeräumtheit durch Devastierung, Abriß und Rückbau hinterläßt ebenso Leerstellen oder Brachen, und das nicht nur in der Landschaft, sondern nicht selten auch in den Köpfen, deren kreatives Potential es zu entfalten gilt. Wobei sich die rund 50 Kunstwerke durchaus in verschiedenster Hinsicht als Referenzräume erweisen könnten… Jörg Sperling